Osnabrück. Normalerweise sitzt er eher im Hintergrund und begleitet den Sänger Max Raabe in dessen „Palastorchester“. Doch als Spiritus Rector des „Premier Swingtett“ gehört die Bühne ganz ihm: Der Multi-Instrumentalist Uli Hoffmeier führt nicht nur als gut gelaunter Conférencier durch das Programm, das er selbst als „Gypsy-Jazz-Varieté“ ankündigt, sondern er singt, zaubert, jongliert, spielt Gitarre und Geige – und brilliert sogar auf der Singenden Säge. Dennoch ist der Konzertabend im Lutherhaus, der im Rahmen des Euregio Musikfestivals gegeben wird, keine Ein-Mann-Show.
Auch Uli Hoffmeiers Quartettkollegen können ihre musikalische Vielseitigkeit voll ausspielen: Jordan Rodin auf Violine und Mandoline, Malibu Gordes auf Gitarre und Banjo, Anders Grop auf Kontrabass und Tuba. Und singen tun sie sowieso alle.
Dabei vergnügen sie sich und das Publikum auch mit allerlei Klamauk ... . Immer wieder wird auch das Publikum mit einbezogen und sorgt etwa in einer Nummer, in der die Liebe von „dreizehn kleinen Affen“ zu ein und derselben Affendame besungen wird, mit Tiergeräuschen für Dschungelatmosphäre. In der ersten Konzerthälfte tritt das Quartett in beigefarbenen Anzügen und mit Panamahüten auf. Nach der Pause gibt es sich dann schön schräg mit Monteuranzug, Frack, Clochard-Jacke und Knickerbockern. Auch die bunten Socken sind ein witziger Blickfang.
Malibu Gordes tobt sich dann auch schon mal an einer Trash-E-Gitarre aus, was gleich darauf mit einer verjazzten Fassung von Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen kontrastiert wird. Bei Schlagern wie „Ich brech die Herzen der stolzesten Frau’n“ singt das Publikum begeistert mit. „Just a Gigolo“ dagegen erklingt in einer zarten Instrumentalfassung.
Statt wie Orpheus zur Lyra greift Uli Hoffmeier zum „Wunderinstrument“ Megafon und zeigt sich auch als wahrer Virtuose auf dem „monofonen Zupfidiofon“ – der Maultrommel: ein kurzweiliger Abend.
„Das German Songbook im Stil des Hot Club de France ... Das Repertoire der deutschen Unterhaltungsdmusik der 20er und 30er Jahre ... wurde neu interpretiert, neu arrangiert, bis die alten Perlen charmant und dezent in neuem Glanz erstrahlen… Aus den neu erschlossenen Stücken sprüht das Feuer des Zigeuner Swing... Das dabei dann eine so stimmige Platte heraus kommt … ist nicht nur der Professionalität und Klasse der Musiker zu verdanken… Swingt tierisch..."
Der Mann mit der Todesmelodie
Es ist eine dieser verführerischen Melodien, die auch morgens nach dem Aufwachen noch da sind. Die Geige lockt in der Brust, der Bass klopft auffordernd auf die Schenkel, und in den Adern schlagen zwei Gitarren ihre Synkopen...
...Carl Fortina gilt als der am häufigsten aufgenommene Akkordeonist der Welt. Zu rund 550 Hollywood-Filmen und tausenden TV-Produktionen hat er die Musik beigesteuert, als Musiker, Komponist oder später auch als „Contractor“, der die Musiker für einen Film auswählt und unter Vertrag nimmt. Er ist zu hören in „Der Pate“, „Doktor Schiwago“ oder „Bonanza“, hat mit Schauspielern wie Elvis Presley, Dean Martin, Doris Day und Jerry Lewis und den bedeutendsten Filmkomponisten gearbeitet, darunter Jerry Goldsmith, Alfred Newman und John Williams. Wenn James Stewart in einem Western Akkordeon spielen musste, bekam er Unterricht von Fortina, und es heißt, Ginger Rogers soll ihre rauschenden Hollywood-Parties nur dann gegeben haben, wenn Fortina in der Stadt und als Akkordeon-Spieler für den Abend verfügbar war.